Filter
Swoosh Lieu

Swoosh Lieu

SWOOSH LIEU sind Theatermaschinistinnen, Spezialistinnen der Gewerke, Agentinnen der Mittel des Theaters, Forscherinnen an den Rändern der Form. Das queerfeministische Kollektiv schafft temporäre Räume und Bilder in Echtzeit und thematisiert gleichzeitig ihre Herstellung. Durch diese Form der performativen Praxis öffnen sie den Raum des Theaters für gesellschaftspolitische Analogien, die aber stets mit seinen Mitteln verhandelt und erfahrbar gemacht werden. Beständig arbeiten sie an der Konstruktion einer Maschine, die Bilder und Narrative produziert und demontiert. Ihre Bauteile sind Raum, Licht, Ton, Video. Ihr Bauplan besteht aus Repräsentationspolitiken, politischen Fragestellungen und audiovisuellen Set-Ups, die während die Maschine läuft kontinuierlich und aus einer queerfeministischen Perspektive immer wieder modifiziert werden. Die Theatermaschine ist ein utopischer Wahrnehmungsraum, unsere Vorstellungskraft eine Befreiungsmaschine. Sie will eigene Assoziationen und Narrationen wecken, anstatt fertige Wahrheiten zu präsentieren. Die Maschine wird immer wieder überholt, um die Grundannahmen des Theaters in Frage zu stellen.Die Maschinistinnen arbeiten gleichberechtigt und komponieren hierarchiefrei abseits von männlich konnotiertem Schöpfertum. Sie schreddern die Fricklergesten des männlichen Techniknerds und schrauben an basisdemokratischen Arbeitsmethoden als kontinuierliche Überprüfung der eigenen Expertise innerhalb einer Situation des Solidarischen und Gemeinschaftlichen.

SWOOSH LIEU (Johanna Castell, Katharina Pelosi und Rosa Wernecke) wurde 2009 am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen gegründet und arbeitet seitdem kontinuierlich in unterschiedlichen Konstellationen und Kooperationen.

Nach verschiedenen Performances und Installationen während des gemeinsamen Studiums entstand 2012 in Kooperation mit vier Tänzerinnen die Bühnenchoreographie „Everything but Solo“ (PET / Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt am Main).

2013 entwickelten sie in der Naxoshalle Frankfurt die Performance „The Factory – eine Besetzungsprobe“ (Festival Implantieren auf Naxos) mit der sie 2014 zur Tanzplattform Deutschland auf Kampnagel Hamburg eingeladen wurden und für die sie die alten Fabrikhallen gemeinsam mit ihren audiovisuellen Tools und den Zuschauer*innen besetzten.

2014 realisierten Sie anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Künstler*innenhauses Mousonturm in Zusammenarbeit mit den Techniker*innen des Hauses die Performance „Stages of Work. Ein offener Umbau“, die sich mit Bühnentechnik und Arbeit hinter den Kulissen beschäftigt.

2016-2018 erarbeiteten sie mit ihrem Team am Künstler*innenhaus Mousonturm die Trilogie „What is the Plural of Crisis – ein Krisenbericht in verteilten Rollen“, in der sie sich in unterschiedlichen Formaten aus queerfeministischer Perspektive mit den Auswirkungen der Finanzkrise beschäftigten. Der erste Teil „Who Cares?! – eine vielstimmige Personalversammlung der Sorgetragenden“ befasst sich basierend auf Interviews mit Sorge-Arbeit und Rollenbildern und wurde 2017 zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens sowie zum Festival Impulse eingeladen. Der zweite Teil „Who Moves?! – eine performative Montage der Beweggründe“ entstand Ende 2017 im Frankfurt LAB und beschäftigt sich ebenfalls basierend auf Interviews mit Bildproduktion im Kontext Migration. Die Arbeit wurde 2018 zum Festival Politik im freien Theater an die Kammerspiele München eingeladen und hatte Gastspiele auf Kampnagel / Hamburg, an den Sophiensaelen / Berlin und am Theater Rampe / Stuttgart. Der dritte Teil „Who Reclaims?! – ein collagierter Streifzug durch die Raumfrage“ hatte im September 2018 Premiere und bewegte sich und das Publikum vom Mousonturm durch die ganze Stadt entlang feministischer Raumpolitiken. „Who Cares?!“ (2018) und „Who Moves?!“ (2019) wurden in Zusammenarbeit mit NDR als Hörspiele produziert, „Who Cares?!“ war 2018 für den Juliane Bartel Medienpreis nominiert.

2018 waren Swoosh Lieu Residentinnen an der Villa Kamogawa / Goethe Institut Kyoto / Japan und haben dort mit der Arbeit an ihrem Projekt „A Feminist Guide to Nerdom“ begonnen, das international Medienkünstlerinnen porträtiert und vernetzt. „A Feminist Guide to Nerdom“ wurde als Installation 2019 am Künstler*innhaus Mousonturm und am Tanzhaus NRW präsentiert. 2020 setzen sie die Arbeit im Rahmen einer Residenz an der Kulturakademie Tarabya / Goethe Institut Istanbul / Türkei fort.

Neben ihren künstlerischen Projekten gibt das Kollektiv auch Workshops und hält Vorträge, so zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Frauenreferat Frankfurt (Equal Care Day und Feministischer Generationendialog), im Rahmen des Branchentreffs Performing Arts in Berlin, an der Hochschule Hannover, an der Evangelischen Akademie in Frankfurt, beim Konzeptwerk Neue Ökonomien in Bremen, beim Leipziger Hörspielsommer, bei der Imaginary School for the Future of the (Art)Institutions in Giessen und bei der Hessischen Theaterakademie.

Ab 2021 arbeiten Swoosh Lieu erneut in der Mehrjahresförderung des Kulturamts der Stadt Frankfurt unter dem Titel „Hidden Tracks und Beaten Paths – Theatrale Skripte für eine feministische Zukunft“ aus queerfeministischer Perspektive zu alternativen Formen der Wissensvermittlung, Geschichts(neu)schreibung und intergenerationalem Dialog.